Die letzten Wochen waren wieder bewegend, brachten eine schöne Herbstwanderung mit glücklichen Teilnehmern bei strahlendem Wetter und bester Laune, sowie Angriffe auf queere Menschen mit sich. Akut ist die Motion Fehr-Düsel vom 23. September, zum «Verbot von Trans-Operationen bei Minderjährigen in der Schweiz». Es ist der erste offizielle politische Angriff auf unsere trans-Geschwister im Nationalrat. Er folgt damit den Mustern von Wladimir Putin, der AfD und Donald Trump. Dass die SVP diesen billigen Weg wählt, um sich in der Öffentlichkeit zu positionieren, zeigt nicht nur ihr skrupelloses Ringen um mediale Aufmerksamkeit, sondern auch ihre Strategie, trans* Menschen als «Bedrohung» zu stilisieren. Damit führt sie gezielt Debatten, die Hass und Unsicherheit gegen queere Menschen fördern. Dabei werden medizinische Fakten ignoriert oder verzerrt dargestellt, wie wir weiter unten berichten. Erfreulich ist hingegen, dass wir zwei neue Angebote ankündigen können: CONNECT – die Gesprächsgruppe für Menschen mit HIV, und MEETING POINT, der Spontantreff in der Zischbar für all jene, die alleine dorthin gehen und neue Leute kennenlernen wollen. Wir freuen uns zudem über den Swiss Diversity Award, der an Michela Seggiani und Malika Marmouq sowie an die Offene Kirche Elisabethen ging – unter S, und über das 20-jährige Jubiläum von Gay Basel – unter G. Wir gratulieren! C wie CONNECT Die habs queer basel unterstützt seit dem Frühling im Stillen die Gruppe CONNECT, in der sich Menschen mit HIV treffen. Diese wollen bewusst keine Betroffenheitsbewirtschaftung betreiben und sie sehen sich auch nicht als Selbsthilfegruppe. Sie bieten keine psychosoziale Beratung, wie das die AHbB professionell tut, sondern verstehen sich eher als ein lockerer Verbund von Menschen, die mit einer HIV-Diagnose leben und sich mit anderen Betroffenen offen darüber austauschen möchten. Die beiden Organisatoren von CONNECT möchten die Gruppe nun für weitere Menschen mit HIV öffnen. Sie können per Mail unter connectyou@gmx.net kontaktiert werden. Mehr Infos auch unter: https://habs.ch/hiv-gruppe/ G wie GayBasel Seit 20 Jahren setzt sich GayBasel für die Sichtbarkeit der queeren Community in Basel ein und unterstützt Verantaltende und Organisierende von queerer Kultur in ihrer Kommunikation sowie bei ihren Initiativen. Zu diesem Jubiläum gratulieren wir ganz herzlich! Begonnen hat alles 2005, als die Digitalisierung die Schwulen-Szene zu verändern begann. Damals gab es Manhunt.net (seit 2001) und PlanetRomeo (seit 2002, heute nur noch Romeo), während Grindr erst 2009 gegründet wurde. Gedacht war zunächst eine digitale Form des habs-Veranstaltungskalenders «DOUX BÀLE», der alle zwei Monate auf Papier erschien. Doch kam es nicht zur Kooperation mit dem damaligen habs-Vorstand. Heute ist GayBasel eine Online-Kulturplattform, die sich für die Sichtbarkeit, Vernetzung und gesellschaftliche Integration queerer Menschen aller Geschlechtsidentitäten und sexuellen Orientierungen einsetzt. GayBasel unterstützt und publiziert Veranstaltungen, die sich im LGBTIQ+-Kontext positionieren oder dazu relevante Themen behandeln. Der Schwerpunkt liegt auf der Förderung von Vielfalt, kreativer Freiheit und gesellschaftlicher Teilhabe sowie darauf, queere Kultur und Events sichtbarer zu machen. So kuratiert GayBasel ein breites Spektrum an Events, von Partys über Lesungen bis zu politischen Veranstaltungen. Die Plattform fungiert dabei als virtueller Hub für queere Kultur und informiert über soziale Medien sowie die regionale und nationale Presse, Telebasel, Radio X usw. GayBasel versteht sich als offen für alle «irgendwie-sexuelle Menschen aller Geschlechtsidentitäten» und will insbesondere Minderheiten gesellschaftlich integrieren. Deshalb arbeitet die Plattform vernetzt mit weiteren Organisationen wie Rheinbow Sport Basel, queerAltern Basel und der habs queer basel sowie mit lokalen Anlaufstellen für Beratung und Gesundheit wie der AHbB. GayBasel ist damit ein wichtiger Akteur für die queere Community in Basel und darüber hinaus, mit Fokus auf Vielfalt, Kultur und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Das Engagement wirkt im hohen Masse community-bildend. GayBasel wird auch als Anlaufstelle für Fragen zu allen möglichen Situationen aus dem queeren Leben von seinen User*innen benutzt, was der habs queer basel viel Arbeit abnimmt. Ohne GayBasel wäre die queere Szene der Region Basel in der heutigen Ausgestaltung nicht denkbar. Hinter GayBasel steht der Kulturunternehmer und GLP-Grossrat Johannes Sieber. Unterstützt wird das Engagement vom Verein Rivera, dessen Präsidentin die Schriftstellerin Sibylle Ciarloni ist. Dank Rivera konnte GayBasel kürzlich die Redaktion mit Rio (sie/ihr) personell aufstocken. Rio ist für die trans-Perspektive zu GayBasel gestossen, was auf der Plattform bereits sichtbar wurde. Weitere Entwicklungen sind im Rahmen eines Vorprojekts in Zusammenarbeit mit der Abteilung Gleichstellung angedacht. In unser visuelles Gedächtnis bohrt sich GayBasel aber vielleicht einfach wegen den Früchten in der Werbung ein, und weil es die erste Webpage ist, die bei einer Google-Suche zu gay + Basel auftaucht. Zu diesem Erfolg und dem unermüdlichen Einsatz gratulieren wir Johannes, Rio und Sibylle ganz herzlich: AUGURI, FELICIDADES, CONGRATULATION, GLÜCKWUNSCH, URIME, PARABÉNS, MEZEL TOV, ONNITTELUT, FÉLICITATIONS, GRATULATIOUN, GRATTIS, TEBRIK, ČESTITKE, FELICITĂRI!!! Wenn Du die Plattform nutzest und ihren Service gerne unterstützen möchtest, so werde Mitglied vom Verein Rivera, die freuen sich! M wie MEETING POINT Das neue Angebot der habs queer basel heisst MEETING POINT. In regelmässigen Abständen sitzt in der Zischbar ein habs-Mitglied an einem grossen Tisch, an den alle eingeladen sind, die neue Leute kennenlernen wollen. Damit bieten wir jenen, die alleine in die Zischbar gehen – und sonst nicht selten die ganze Zeit dort alleine bleiben – eine Möglichkeit, zufällig und spontan neue spannende und coole Leute kennenzulernen. Es ist kein Speeddating. Es gibt keine Voranmeldung. Es braucht nur die Überwindung der Teilnehmenden, an den Tisch mit dem rosa Punkt zu sitzen, wenn sie sich nicht alleine an der Bar oder einem Tischchen vor ihrem Bier oder Sirüpli sitzen wollen. MEETING POINT: Gekennzeichnet mit dem rosa Punkt. Erfrischend, spontan & garantiert eine Punktlandung! Ab 14. Oktober. S wie SWISS DIVERSITY AWARD Die «Pride Tour. Queere Stadtführung durch Basel» vom Verein Genderbox wurde am 6. September mit dem Swiss Diversity AWARD in der Kategorie LGBTIQA & Inklusion ausgezeichnet. Zudem erhielt die Offene Kirche Elisabethen in der Kategorie Religion und Spiritualität für ihr Engagement zugunsten der LGBT-Community und ihre Inklusionsarbeit ebenfalls den Swiss Diversity Award. Der Swiss Diversity Verein zeichnet jährlich Projekte und Institutionen mit dem Swiss Diversity Award in verschiedenen Kategorien aus. Der Verein Genderbox wurde dieses Jahr in der Kategorie «LGBTIQ & Inklusion» gemeinsam mit der Minipride Liechtensteig (Toggenburg CH) und der Drag-Queen Odette Hella’ Grand nominiert. Wir freuen uns für SP-Grossrätin Michela Seggiani und Malika Marmouq, die beiden Frauen hinter der «Genderbox», die den Preis gewonnen haben. Er bedeutet Anerkennung, Sichtbarkeit und Wertschätzung. Gerade in Zeiten von Gender-Bashing und verstärkten Polarisierungen ist diese Auszeichnung motivierend, weiter an LGBTIQ-und Genderthemen zu arbeiten. Mit der Pride Tour bringt die Genderbox das Thema LGBTIQ auf die Strasse und verortet es als Teil der Geschichte Basels. Damit wird sichtbar, was in der Geschichtsschreibung oftmals verborgen bleibt. Über die unterhaltsame Tour hat habs queer basel bereits berichtet. Die Führung wurde im Frühling 2025 gemeinsam mit «Art of Intervention» an der Universität Basel von Studierenden der Gender Studies ausgearbeitet und wird über Basel Tourismus angeboten. Auslöser war der ESC in Basel und die Intention, auch nach dem Musikwettbewerb ein nachhaltiges Angebot zum Thema LGBTIQ anzubieten. Auf der Führung wird erklärt, was LGBTIQ bedeutet, wo die Community in Basel zu Hause ist, weshalb einschlägige Clubs und Buchläden lebensrettende Begegnungsorte waren und warum ein Tuntenball an Weihachten für viele in der Community Zugehörigkeit und Wahlfamilie bedeutete. Der Verein Genderbox stellt seit 2019 Angebote zur Verfügung, die Gender, Diversity und LGBTIQ+ zum Thema machen. Dass die Genderbox für die Pride Tour eine Auszeichnung erhalten hat, erfüllt die habs queer basel mit grosser Freude. Ebenso schön ist der Award, der an die Offene Kirche Elisabethen ging. Die Offene Kirche Elisabethen erreiche, so die Jury, mit ihrer Arbeit nationale Bedeutung und setze dadurch auch politische Zeichen der Toleranz und Offenheit. Den Preis entgegennehmen durften Grossrätin Dr. Brigitta Gerber, Präsidentin der OKE und Grossrätin Kanton Basel-Stadt, Jörg Werron, seit dem 1. September Co-Leiter der OKE, Pfarrerin Ari Yasmin Lee, ehemalige Vikarin OKE und schweizweit bekannt als queere Bloggerin, sowie Elisha Schneider, Vorstandsmitglied von queer altern Basel. Die beiden letztgenannten haben die Regenbogenfeiern in der Offenen Kirche Elisabethen in den letzten Jahren mitgestaltet. Wir gratulieren Pfarrer Frank Lorenz und seinem Team sehr herzlich für diese längst überfällige Anerkennung! T wie TRANSGENDER* JUGENDLICHE UNTER BESCHUSS Am 23. September reichte die Zürcher SVP-Nationalrätin Nina Fehr Düsel eine Motion ein, also einen parlamentarischen Auftrag an den Bundesrat, sofern der Nationalrat diese Motion annehmen sollte. Das ist noch nicht geschehen und wird hoffentlich auch nicht eintreffen. Aber die Eingabe an sich ist bereits ein alarmierender Angriff auf queere Menschen. In dieser Motion fordert Fehr Düsel drastische Restriktionen für operative Eingriffe und Pubertätsblocker bei Transjugendlichen. Community, Fachpersonen und Verbündete haben kein Verständnis für die politische Instrumentalisierung der Gesundheitsversorgung. Bereits im Juli kamen deshalb in Kürze 15’000 Unterschriften und ein Bündnis von über 40 Organisationen zustande, die sich gegen das von der Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (SVP) kurz davor geforderte Verbot geschlechtsangleichender Behandlungen bei Minderjährigen stellten. Zur Erinnerung: Die nationale Ethikkommission hatte 2024 keinerlei Belege für systemische oder auch nur anekdotische Mängel bei der medizinischen Behandlung von trans* Jugendlichen gefunden. Trotzdem verlangt die Motion Fehr Düsel, dass der Bundesrat ein Bundesgesetz ausarbeitet, das den Zugang zu geschlechtsangleichenden Massnahmen für trans* Jugendliche unter dem Vorwand des «Jugendschutzes» erschwert. Dazu meint der Basler klinische Psychologe und Psychotherapeut Prof. em. Dr. Udo Rauchfleisch: «Basierend auf meiner über 50-jährigen Beschäftigung mit trans Personen halte ich die geplanten Verbote für absolut unzulässig und gefährdend für die Gesundheit von trans Jugendlichen. Erwachsene trans Personen schildern das Erleben der Pubertät mit den körperlichen Veränderungen als die schlimmste Zeit in ihrem Leben.» Es gibt mehrere starke medizinische Argumente gegen den Angriff auf trans*jugendliche, welche TGNS zusammengefasst hat. Wesentlich scheint uns aber vor allem, dass mit dieser Motion das Gleichheitsprinzip unserer Bundesverfassung (Art. 8) angegriffen wird. Denn das Gleichheitsprinzip ist im Schweizer Recht fest verankert und bildet eine zentrale Grundlage für die Bereitstellung der medizinischen Versorgung aller Menschen. Diese Verpflichtung ist unabhängig von Aufenthaltsstatus, Einkommen oder anderen Merkmalen. Wenn wir schon Gleichberechtigung einfordern, dann ist die Motion Fehr Düsel geradezu ein Paradebeispiel dafür, wie diese über konstruierte und tatsachenfremde Argumentationslinien für queere Menschen ausgehebelt werden soll. Seien wir solidarische mit unseren trans-Geschwistern, denn der Angriff auf sie gilt uns allen. Fact Sheet: U wie UMFRAGE Die der Universität Luzern führt aktuell eine Umfrage zu queeren Familien in der Schweiz durch. As Projekt wird vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützt. Es soll mehr darüber herausgefunden werden, wie queere Familien entstehen, wie sie ihren Alltag erleben und welche Bedürfnisse sie haben. Umfrage: ‘Queere Familien in der Schweiz’ – Teile deine Erfahrungen! Mitmachen können alle queeren Eltern, Regenbogenfamilien und LGBTQIA+Personen mit Kinderwunsch über 18 Jahren. Die Ergebnisse werden in einem Forschungsbericht veröffentlicht und dienen dazu, die Diskriminierung von queeren Familien abzubauen. Die Umfrage ist anonym und dauert je nach Familienkonstellation zwischen 15 und 30 Minuten. Sie ist auf Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch verfügbar. Mehr Infos findet hier Mitmachen: Hier geht es zur Umfrage. W wie WERDE MITGLIED Unsere neue Mitgliederverwaltung hat den Sommer hindurch säumige Zahler ausfindig gemacht und dabei unter unseren Mitgliedern auch einige Kartei-Leichen ausgegraben. Der Bestand ist nun auf eine reale Zahl bereinigt, weshalb wir in eigener Sache an unsere inzwischen über 1000 Newsletter-Abonnent*innen (!) gelangen mit der Aufforderung: Werde Mitglied! Damit unterstützt du unsere Arbeit, ermöglichst unsere Arbeitsgruppen von Schwulen Vätern über den Basler Transtreff bis zu MMM und der Gesprächrunde für Expats. Als Mitglied profitierst du von unseren Angeboten wie den Herbstwanderungen und Infoveranstaltungen. Und du wirst Teil einer über 50-Jahre alten Bewegung, die trotz unzähliger Angriffe, Schrammen und Krisen immer noch sexy ist. Unsere Lebenserfahrung, Gelassenheit und unser Selbstbewusstsein machen uns attraktiv, unsere Beständigkeit, die Fähigkeit, Sicherheit zu geben und ein entspannter Umgang sowohl im Alltag als auch in der Politik macht uns ganz besonders! https://habs.ch/mitglied-werden/ So, und nun freuen wir uns auf einen gefüllten Oktober mit diversen Events, Herbstmesse und den regelmässigen Angeboten der habs queer basel, immer aktuell auf: https://habs.ch/projekte/ |