Die habs unterstützt den Protest gegen die drohende Ausschaffung von O. und hat ihn am 1.Mai auf die Strasse getragen

Am 1. Mai. 1975 – vor 39 Jahren! – zogen Aktivisten der habs erstmals bei der Demo am 1. Mai mit, um sich für die Anliegen Nicht-Heterosexueller einzusetzen.

Heute werden weltweit – meist unter religiösen Vorzeichen – Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transsexuelle verfolgt. In Nigeria drohen seit 2013 vierzehn Jahre Haft, wenn sich Nicht-Heterosexuelle ihre Zuneigung öffentlich zeigen. Doch auch persönlich verfolgt und bedroht zu werden, ist für Schweizer Behörden noch immer kein Asylgrund!

Die habs unterstützt den Protest gegen die drohende Ausschaffung von O. und für die Anerkennung von Homosexualität als Asylgrund und hat den Protest am 1.Mai auf die Strasse getragen.


Gegen eine homophobe Asylpolitik!
Für die Anerkennung von Homosexualität als Asylgrund!

hintergrund

O. stammt aus dem christlich geprägten Süden Nigerias. Nach seinem Coming-Out musste er mit seinem Freund seine dörfliche Gemeinschaft verlassen. Als beide in der Hauptstadt Lagos nach 4 Jahren wiederentdeckt wurden, ging die von O.’s Vater – einem lokalen Pfarrer – angeführte Hatz gegen die beiden weiter. Über Spanien gelangten sie vor gut drei Jahren in die Schweiz. Dort war O. beim Bleiberechtkollektiv aktiv.

Die Asylanträge von O. und seinem Freund wurden umgehend abgelehnt. O.’s Freund wurde ausgeschafft und zurück in Nigeria u.a. nackt auf einem Anhänger durchs Dorf gefahren und gezwungen zuzugeben, von Homosexualität „geheilt“ zu sein.

O.’s Rekurs wurde vom Bundesamt für Migration (BFM) abgelehnt. Begründung: Er könne in Lagos seine Homosexualität verstecken und so der Gefahr von Verfolgung, Hass und ggf. Exekution entgehen.


Das erschüttert!

Nicht nur, dass der Europäische Gerichtshof im November 2013 urteilte, dass von Homosexuellen nicht erwartet werden könne, ihre Homosexualität im Heimatsland geheim zu halten (EuGH, Urteil in den Rechtssachen C-199/12, C-200/12, C201/12) [1]

Auch waren Bundesrätin Sommaruga’s warme Worte, die sie 2012 unmittelbar vor ihrem Auftritt zum Thema Menschenrechte an der ZürichPride an die habs richtete, wohl nicht mehr als heisse Luft:


„Wie auf internationaler Ebene ist auch in der Schweiz das Bewusstsein für die Gemeinschaft der LGBTI in den letzten Jahren gestiegen. Die Asylpraxis hat sich in die gleiche Richtung entwickelt. Das BFM ist bei der Gesuchsprüfung von LGBTI in letzter Zeit dazu übergegangen, deren Recht auf Selbstbestimmung stärker zu gewichten und die frühere Praxis insoweit anzupassen, als es von einer Person in aller Regel nicht mehr verlangt, sich im Heimatstaat in einer bestimmten Weise zu verhalten, um sich einer Verfolgung zu entziehen. Die Behörden legen Wert darauf, bei der Behandlung der Asylgesuche dieser Personen den menschenrechtlichen Aspekten Rechnung zu tragen.“ [2] 

(Hier geht’s zu unserem Artikel „Sommaruga schreibt der habs„)


O. wurde Ende März wegen illegalen Aufenthalts festgenommen und ist seither inhaftiert, aufgrund seiner verzweifelten Lage ist er seit dem 18. April im Hungerstreik.

LGBT-Emanzipation seit 1972
habs, Homosexuelle Arbeitsgruppen Basel
Postfach 1519, 4001 Basel

 
PS : Am 1. Mai war zugleich Hirschis 35ster Geburtstag (Rest. Hirscheneck, www.hirscheneck.ch). Im Rahmen der Hirschi-Geburtstagsfeier auf dem Theodorskirchplatz gab es auch einen Infostand zu O., zusammen mit und bei der Offbar, organisiert von Marcel Schwald, der regelmässig an Demos für O. in Bern beteiligt ist.