Nach Greenwashing entdecken die Vermarktungsstaregen nun das Pinkwashing – die habs sagt nein.

Greenwashing dürfte vielen bekannt sein: das doch so ökologische Hybrid-Auto, als Businesspartner von Umweltverbänden, die CO2-Kompensation beim Meilensammeln, oder als Öko-Label von sons verwerflichen Stadtentwicklungsprojekten. Nun haben die Vermarktungsstrategen auch Gay-Liberalität als Grund der Eigen-Profilierung entdeckt, gern vermengt mit Nationanlismen: 


Ob Gay-Politics, als Instrument des israelischen Standortmarketings, oder „ethical oil“, das ist das gute, das Sandschieferöl aus dem heimischen Kanada – während „conflict-oil“ iranischer Herkunft ist:

Bildzitat aus dem Netz 

Zweifelsohne haben sie doch recht…, wer will schon LGBT-Zustände wie in Palästina oder dem Iran? Doch ist die Sache so einfach nicht – denn Instrumentalisierungen tragen „unserer“ Sache keine Rechnung: weder werden damit LGBT-Rechte effektiv im Iran, noch in Palästina befördert, noch in Israel oder Kanada. Ist die Motivation von LGBT-Politik nicht eine radikal am Menschen orientierte, sondern eine auf monetären Interessen gründende, so handelt es sich letztlich um unkluge Formen von Zwangsprostitution: da wird vermarktet, was nicht vermarktet werden will (und woran die PR-Strategen schon gar keine Anteile dran haben)! Denn „Gay-Pride“ und LGBT-Rechte, das sind soziale Errungenschaften, die erkämpft wurden – und dies nicht, um die Waagschalen des Marktes mit Gewicht zu füllen, sondern höchstens die von Justitia. („höchstens“ deshalb, da sich die „Rechte“ eben auch nur schlimmstenfalls vor Gericht beweisen sollten, da sie viel besser direkt in den gelebten Alltagspraktiken eines liberalistischen Miteinander aufgehoben sind.) 

LBGT-Rechte sind nicht darum wertvoll, da mit ihnen für (oder gegen) etwas ganz anderes – wie Sandschieferöl – argumentiert werden kann. Sobald jedoch dieser Anschein erweckt wird, ist der Weg nichg weit, den Zweck von LGBT-Politik aus dem Auge zu verlieren: Selbstbestimmung des Rechts um Selbstbestimmung wegen! Schnell könnte sonst LGBT-Politik auch umgekehrt negativ diskreditiert werden (wie die Gleichsetzung eines „universellen“ Gay-Lifestyle mit dem „bösen Kapitalismus“), oder LGBT-Politik könnte abgetan werden, als ein bloss notwendig zu tolerierendes Beiwerk, ohne das es heute eben nicht mehr geht… 

Ja, LGBT-Rechte sind mit Aufklärung und Moderne eng verheiratet. Aber nicht alle Erscheinungen der Moderne können deshalb legitimiert werden – gerade jene nicht, die im Kern selbst dem Ziel der Selbstbestimmung entgegenlaufen. Zudem ist weder alles in aufgeklärten Ländern aufgeklärt, noch alles in „unaufgeklärten“ Ländern unaufgeklärt! Lassen wir uns nicht die schwarz-pink-Brille von PR-Leuten aufsetzen, um uns den feinen Blick für emanzipatorische Prozesse verstellen zu lassen. Prozesse, die hier immernoch nötig und dort bereits vorhanden sind. 

Was ist das zudem für eine arme Politik, die das offensichtlich Schlechte als sinnvollen Massstab des Handeln anerkennt? Es ist eine, die dazu neigt, stehen zu bleiben. Doch ist Selbstbestimmung die Referenz für emanzipatorisches Handeln, dann wären weitergehende, und darum auch unangenehmere Fragen zu stellen: politisch in Isreal, wie klima- und umweltpolitisch in Kanada. 

Axel Schubert, 28.2.2012


hier zu den beiden aufgeführten Beispielen des pinkwashing:

ethicaloil: 
https://www.dominionpaper.ca/articles/4205

Israel und Homonationalismus: 
auf https://yilmaz-gunay.de

https://linksunten.indymedia.org/de/node/63316
https://www.nytimes.com/2011/11/23/opinion/pinkwashing-and-israels-use-of-gays-as-a-messaging-tool.html
auf https://www.queeramnesty.ch/