Informationen zur sicheren Nutzung von Datingplattformen, sozialen Medien, zu Sexting, Cam-to-Cam usw.

Beim Onlinedating weiss ich, was ich tue!

Dieser Ratgeber wurde von der habs zusammen mit der Opferhilfe beider Basel erarbeitet.

Das Internet bietet für LGBTI viele Möglichkeiten, aber auch Gefahren.
Wir haben hier einige Informationen zu Datingplattformen und sozialen Medien, zu Sexting, Cam-to-Cam usw. zusammengetragen.

Datingplattformen und soziale Medien ermöglichen es heute, einfach mit anderen in Kontakt zu kommen. Sei es zum Chatten oder um sich zu treffen, auf einen Kaffee, auf ein Sexdate oder zu einer Party. Jeder kann sich in einem Profil dar- und vorstellen, wie es ihm gerade am besten gefällt. Dabei gibt es aber einige Risiken zu beachten:

Bildmaterial und Texte

Bilder, Videos und Texte, die du online stellst oder versendest, können einfach kopiert werden. Das gilt auch für Material, welches nur ganz kurz sichtbar ist und sich dann selbst auflöst (z.B. Snapchat® oder die Quickshare-Funktion auf Gay Romeo®).

Sensibles Material kann schnell in falsche Hände gelangen. Es muss nicht mal böse Absicht dahinterstehen, sondern schon ein einfaches Weiterleiten deiner Nachrichten oder der Verlust/Diebstahl eines Gerätes reichen.

  • Versende oder poste nur Bilder, Videos und Texte, zu denen du auch öffentlich stehen kannst.
  • Schütze deine Geräte und Accounts mit Passwörtern, die nur du kennst.

Persönliche Daten

Daten, welche ins Internet gestellt werden, sind öffentlich zugänglich und ungeschützt. Besonders sensibel sind dein wirklicher Name, deine Wohnadresse, dein Arbeitsort und Angaben über dein Umfeld.

  • Sei zurückhaltend mit dem Preisgeben von sensiblen Daten! Auch wenn sich jemand für dich interessiert und deshalb um deine E-Mail-Adresse, Telefonnummer oder Adresse bittet. Du kannst nicht wissen, wer hinter dem Profil des «hübschen Jungen», der dir schreibt, wirklich steht und welche Absichten er hat.
  • Beachte, dass auf manchen Plattformen auch Fremde in deinem Profil Kommentare hinterlassen können. Diese sind von allen lesbar! Prüfe, ob bei deiner Plattform das Posten durch Fremde über die Einstellung der Privatsphäre verhindert werden kann.

Dating

  • Gib deine Adresse nicht heraus! Verabrede dich für ein erstes Treffen an einem öffentlichen Ort, z.B. in einem Café, einer Bar oder auf einem Platz «neben dem Brunnen». Wenn er kommt und es passt, könnt ihr gemeinsam nach Hause gehen. Wenn er kommt und es nicht passt, ist es wesentlich leichter und weniger verletzend, sich wieder voneinander zu verabschieden, als wenn du ihn aus der Wohnung werfen musst.
  • Wenn du ein Date ohne Sex möchtest, deklariere das schon klar und deutlich vor dem ersten Treffen.

Cybermobbing

Dieser Begriff umschreibt Mobbinghandlungen, welche online vorgenommen werden. Dabei weisst du manchmal nicht, wer hinter den Attacken steckt, und es ist sehr schwierig, das herauszufinden. Auch können die Informationen (Bilder, beleidigende Kommentare, ver­änderte Fotos oder gefälschte Profile) nicht aus dem Internet entfernt werden. Es ist oft nicht mehr nachvollziehbar, wie weit diese Informationen verbreitet wurden.

  • Reagiere nicht auf Attacken, nicht auf diffuse SMS, Chatnachrichten oder E-Mails.
  • Lass dich beraten. Dabei kann auch evaluiert werden, ob eine Anzeige sinnvoll ist.
  • Wenn nötig, ändere alle deine Kontaktdaten (Telefonnummer, E-Mail, Chatname, Profil bei sozialen Netzwerken). – Falls du eine Anzeige erstatten willst, darfst du die Kontaktdaten noch nicht löschen, da diese für die Ermittlungen benötigt werden!

Erpressung

Alles Material, zu dem du nicht in der Öffentlichkeit stehen kannst, kann potenziell für eine Erpressung verwendet werden. Insbesondere sexuelle Handlungen, welche mittels Skype übertragen werden, können auch abgespeichert und zur Erpressung verwendet werden.

  • Steig nicht auf eine Erpressung ein! Ein erfolgreicher Erpresser kann jederzeit seine Forderung wiederholen. Auch gibt es keine Garantie, dass er sich an eine Vereinbarung hält.
  • Erwäge eine Anzeige gegen den Erpresser. Lass dich beraten.
  • Keine kompromittierenden Mittel zu erzeugen, bedeutet Schutz vor Erpressung.

Wenn du jemanden triffst

Safer Sex! Siehe: https://www.lovelife.ch/de/safer-sex/

Wie weiter, wenn ein Date aus dem Ruder gelaufen ist?

Hast du trotz aller Vorsichtsmassnahmen körperliche oder sexuelle Gewalt erlitten, dann beachte Folgendes:

Safety first

  • Verlasse den Ort resp. die Wohnung schnellstmöglich und sorge dafür, dass du nicht alleine bleibst. Sobald du die Möglichkeit hast, rufe die Polizei, Tel.-Nr. 117.

Sichere Beweise

  • Merke dir Fluchtrichtung und Aussehen des oder der Täter möglichst genau.
  • Wasche die Spuren nicht vom Körper, bevor du zum Notfall gehst. Hier kann bei Vorliegen einer Straftat das Institut für Rechtsmedizin zur Sicherung der Spuren beigezogen werden.
  • Fotografiere allfällige Verletzungen.
  • Wasche die während der Tat getragenen Kleidungsstücke nicht, sondern bewahre diese möglichst in einer Papiertüte (kein Plastik) auf.
  • Falls dir Substanzen verabreicht wurden, lass dich baldmöglichst untersuchen. K.-O.-Tropfen sind nur bis maximal 12 Stunden nach Einnahme nachweisbar. Es kann auch sinnvoll sein, Urin in einem sauberen Glas kühl aufzubewahren und bald untersuchen zu lassen.
  • Falls du die Gewalt in deiner Wohnung erleben musstest, verändere den Tatort nicht und mache auch hier Fotos.
  • Sichere digitale Beweise wie Chatverlauf, E-Mails, Profile des Täters usw. Am besten machst du das mit Screenshots sowie dem Festhalten der genauen Uhrzeit und des Datums.

Erhalte deine Gesundheit

Strafverfahren

Ein Strafantrag muss nicht sofort gestellt werden. Ab der Tat hast du drei Monate Zeit dafür. Bei schwerwiegenden Delikten wird auch später noch ermittelt, wenn die Staatsanwaltschaft von der Tat erfährt (Offizialdelikte). Die Arbeit der Strafverfolgungsbehörden ist aber einfacher, je zeitnaher ein Strafantrag erfolgt.

  • Im Zweifelsfall lass dich von Fachleuten beraten.

Wer steht dir bei?

Peer-Beratung

In Basel bietet die habs Telefon- wie auch persönliche Beratung an. Jeweils am Mittwoch von 19.00 bis 21.00 Uhr ist das Beraterteam unter der Telefonnummer 061 692 66 55 erreichbar.

Schweizweit bietet die LGBT+ Helpline eine telefonische Beratung an. Die LGBT+ Helpline fungiert auch als nationale Meldestelle für homophobe Gewalt. Telefonnummer 0800 133 133. (Kostenlose 24-Std.-Hotline)

Fachberatung

Die Opferhilfe beider Basel bietet Beratung und Begleitung für Gewaltbetroffene an. Anspruch auf Opferhilfe hat, wer durch eine Straftat unmittelbar körperlich, psychisch oder sexuell beeinträchtigt worden ist. Wichtig: Eine Anzeige ist nicht Voraussetzung für die Ansprüche nach OHG (Opferhilfegesetz). Die Opferhilfe berät auch, wenn jemand keine Anzeige machen will und/oder es noch nicht weiss. Die Opferhilfe hilft bei der Geltendmachung von finanziellen Ansprüchen nach OHG sowie von Entschädigung und Genugtuung. Bei Bedarf vermitteln und finanzieren sie Fachpersonen wie AnwältInnen und TherapeutInnen usw.

Die Beratenden unterstehen dabei einer strengen Schweigepflichtsregelung und die Beratung ist kostenlos. Wer von einer Gewalttat betroffen ist, hat Anspruch auf eine vorurteilsfreie Beratung.

Ausführliche Merkblätter zu den erwähnten und verwandten Themen stehen bei der     zum Download bereit.

Weitere Informationen

bietet auch die Staatsanwaltschaft Basel-Stadt

Meldestelle homophobe gewalt

Die Schweiz erfasst Vorfälle von homo- und transphober Gewalt nicht. Was nicht erfasst wird, existiert für Verwaltung, Polizei und Politiker_innen auch nicht. Wir wissen aber, dass wir auch in der Schweiz Opfer von homo- oder transphober Gewalt werden. Deshalb erfasst die LGBT+ Helpline Schweiz seit 2016 alle Vorfälle, die uns via Formular, per Telefon, im persönlichen Gespräch oder per Mail gemeldet werden.

Wurdest auch du Opfer von Diskriminierung oder Gewalt? Bitte nimm dir die Zeit und schildere uns deinen Vorfall. Du hilfst dabei mit, Grundlagen zu schaffen, die uns helfen werden, LGBT+ zukünftig besser vor Gewalt und Diskriminierung zu schützen.

Schockierenderweise kommt es immer wieder vor, dass Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität Opfer von Gewalttaten werden. Der grösste Teil sind verbale Beleidigungen oder Drohungen. Manchmal kommt es auch zu körperlichen Gewalttaten.

Ein jeder Mensch hat ein Anrecht auf psychische und körperliche Unversehrtheit – egal ob du nun lesbisch, schwul, bi oder trans bist.

Wurdest du Opfer von homo- oder transphober Gewalt (beschimpft, angespuckt, angerempelt, angegriffen, verletzt, usw.), dann kontaktiere bitte im Notfall die Polizei unter 112. Sobald du in Sicherheit bist und, falls nötig, medizinische Versorgung erhieltst, kannst du uns unter 0800 133 133 kontaktieren.

Hast du etwas gesehen oder gehört, hat dir jemand von homophober Gewalt erzählt, dann sag es uns. Bitte melde uns zudem den Vorfall (oder auch vergangene Vorfälle) detailliert mit diesem Meldeformular.

Melde bitte alle Vorfälle bei uns. Die Beraterinnen und Berater können nach Bedarf Fachstellen für Gewaltopfer vermitteln, einen Therapeuten/ eine Therapeutin suchen oder eine Begleitung durch lesbische oder schwule Polizist_innen für den Gang zur Polizei organisieren.

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