Die habs im Bündnis „Freiburg ohne Papst“!

die habs im Bündnis „Freiburg ohne Papst“!


Die habs ist als eine der Erstunterzeichnerinnen im Bündnis FOP (Freiburg ohne Papst), das im Sommer 2011 anlässlich des Besuches des Religionsführers der römisch-katholischen Kirche in Freiburg i.B. gegründet wurde. Der Papst geniesst Immunität – er ist vor Strafverfolgung geschützt, da er als absoluter Monarch – ohne demokratische Verfassung und ohne Gewaltentrennung – den kleinsten anerkannten Staat der Welt regiert (die Anerkennung von 1929 als eigener Staat verdankt der Vatikan dem Diktator Mussolini). Der Papst bzw. sein Ministaat hat wohlweislich die Europäische Konvention für Menschenrechte nicht ratifiziert. Am 24./ 25. September 2011 besucht der Papst Freiburg i.B. Das Bündnis FOP spricht sich aus vielen Gründen dagegen aus, dass dem Papst die Ehre zuteil werden soll, sich in das goldene Buch der Stadt einzutragen. „Papst Benedikt XVI. kommt als Staatsoberhaupt des Vatikanstaates zu einem Staatsbesuch nach Deutschland“, teilte uns der Freiburger Oberbürgermeister Salomon mit, der um ein „gutes und konstruktives Verhältnis“ mit der katholischen Kirche bemüht ist. Traurig (und bezeichnend), dass das Konstruktive im Umgang mit einem absoluten und nicht nur hinsichtlich seiner Sexualmoral absolut reaktionären, antiaufklärerischen Herrscher beinhaltet, ihm hohe Ehren der Stadt zuteil werden zu lassen. 

Doch als habs sagen wir: 
„Immer und überall, wo die römisch-katholische Kirche ist, ist auch der Papst!“

Nicht nur, wo Herr Ratzinger auftritt, sondern wo der gültige Weltkatechismus von 1993 nicht radikal in Frage gestellt wird – wirken die Handlanger des Papstes und der vatikanischen, heterosexistischen Sexualmoral. Der Weltkatechismus lehrt, dass homosexuelle Handlungen in keinem Fall gebilligt werden können, da sie als schwere Sünde zu begreifen sind. Nach dem Katechismus sind „tiefsitzende homosexuelle Tendenzen“ als „objektiv ungeordnet“ zu verstehen. 

Eine Diskreditierung und moralisch-ideelle Herabwürdigung aller nicht-heterosexuellen Lebensweisen kann jedoch nicht Grundlage für eine Gesellschaft sein, in der Menschen in gegenseitiger Anerkennung, voller Respekt voreinander und in (innerem) Frieden gemeinschaftlich zusammenleben – da eine bedingungslose Akzeptanz von Schwulen, Lesben oder Bisexuellen nur um den Preis möglich wäre, dass diese Zeit ihres Lebens ihre Sexualität unterdrücken müssten (womit die Bedingungslosigkeit der Akzeptanz eben nicht mehr gegeben wäre und zugleich das Spiel der kirchlichen Macht eröffnet ist, da sündige Bisexuelle, Lesben oder Schwule fortdauernd Abbitte zu leisten hätten).

Wir fordern daher: 
Freiburg ohne Papst!
Kein Heterosexismus!
Stop der Herabwürdigung nicht-heterosexueller Lebensweisen!
Keine Diskriminierung von LGBTI* durch niemand + nirgendwo!


*Lesben, Gays, Bisexuelle, Trans-Menschen, Intersexuelle


Schreiben an den Basler Bischof Felix Gmür (siehe hier)
Am 5.9. 2011 haben wir uns mit einem ausführlichen Schreiben an den Basler Bischof Felix Gmür gewandt, nach dem Motto: „Immer und überall, wo die römisch-katholische Kirche ist, ist auch der Papst!“ Wir erhoffen uns substanzielle Antworten aus dem Bistum Basel zu Fragen, die die kirchliche Sexualmoral und LGBTI-Belange betreffen. 


Pressebericht zu habs/ FOP in der basellandschaftlichen Zeitung vom 31.8.2011 (
siehe hier)
Leserbrief der habs: „Kniefall vor dem absoluten Herrscher“ BaZ vom 23.9.2011 (
siehe hier


Unsere Medienmitteilung zum Papstbesuch/ dem Brief an den Basler Bischof Gmür blieb (wie praktisch alle Medienmitteilungen in den letzten Jahren zuvor) von der lokalen Basler Zeitung unbeachtet. Da sind wir schon dankbar, dass ein Leserbrief abgedruckt wurde. Da Leserbriefe knapp sein müssen, hier noch der weitere Kontext der geäusserten Gedanken: 

Verbreitet der Papst mit dem Katechismus der römisch-katholischen Kirche die Behauptung, „homosexuelle Handlungen“ seinen eine „Hauptsünde“, dann ist dieses Herabwürdigen im Geiste in folgenden Kontext zu stellen: 

  • weltweit findet Diskriminierung von nicht-heterosexuellen Lebensweisen im gesellschaftlichen Alltag oder durch die Gesetzeslage statt (auch in der Schweiz darf die Jugend-SVP Homosexuelle mit Deckung der Schweizer Gerichte als „abartig“ bezeichnen!)
  • noch gibt es Staaten, in denen Todesstrafe auf homosexuelle Handlungen steht (so z.B. im Iran; und das Schweizer Bundesverwaltungsgericht behauptet (Jan 2011), im Iran läge keine (!!!) systematische Diskriminierung von Homosexuellen vor, daher sei es rechtmässig, einen Schwulen Iraner in den Iran auszuweisen (und in seinen Tod zu schicken!))
  • die Suizidrate homosexueller Jugendlicher ist weltweit 4-17 mal höher, als heterosexueller Jugendlicher
  • in New York sind 25% aller obdachlosen Jugendlichen homosexuell
  • LGBT sind öfter von Armut betroffen (auch wenn uns das Bild in den Medien das erfolgreiche, gesunde, lachende und kaufkraftstarke Homo-Paar vorgaukelt)
  • es ist nicht gut um die Gesundheit vieler Schwuler bestellt, auch in der Schweiz (dialogai-Studie): soziale Phobien, Vereinsamung, höhere Suchtraten etc. Die Gründe hierfür sind mannigfaltig, auch homonormative Zwänge gehören dazu: das (vermeintliche) Bedürfnis, in eine Gruppe („die“ Gruppe der Schwulen) gehören zu müssen, da die Gesellschaft zu sinnleer und entsolidarisiert ist, was kein gutes Licht auf die tatsächliche gesellschaftliche Integration aller Menschen – gleich welcher sexuellen Orientierung – wirft.
  • Das sexuelle Risikoverhalten von schwulen und bisexuellen Männern wird durch ein gelungenes Coming-Out positiv beeinlusst – und umgekehrt! (C. Langer)

Die Liste könnte fortgesetzt werden. Wer in solch einer Welt, die von offener oder latenter Homo-, Bi- oder Transphobie durchzogen ist, der Herabwürdigung nicht-heterosexueller Orientierungen Vorschub leistet, der handelt grob fahrlässig. Nutzt der Papst seine Autorität – wie (un-)begründet die auch sein mag – dazu, einen Heterosexismus zu predigen, der alles Nichtheterosexuelle geringschätzt und letztlich verurteilt, dann schüttet er Öl in die geistig so allgegenwärtige (und von ihm seit langem angefachte) Glut eines menschenverachtenden Denkens, das das Grundrecht auf sexuelle Selbstbestimmung durch moraltheologische Glaubenssätze mit Füssen tritt. 

Axel Schubert, Sprecher habs, 24.9.2011



Mai 2012: Das Bündnis Freiburg ohne Papst (FOP) wird vom Verfassungsschutz Baden-Würrtemberg beobachtet, wie aus dem aktuellen Verfassungsschutzbericht hervorgeht!

Humanistisches Engagement wird mit allen staatlichen Mitteln diskreditiert!
Berichte auf: 
Humanistischer Pressedient
queer.de